An der Ehrenbürgstraße 9 in Neuaubing entsteht ein lebendiger Ort der Geschichtsvermittlung sowie der sozialen und kulturellen Nutzung. Aus den acht Baracken eines ehemaligen Lagers für Zwangsarbeiter*innen wird ein Erinnerungsort, der die aktuellen Nutzungen mit einbindet. Der Kommunalausschuss des Stadtrats hat jetzt die Ausführungsgenehmigung für die Sanierung erteilt und der Kulturausschuss dem Betriebskonzept zugestimmt. Das Gelände soll in den nächsten Jahren von der Münchner Wohnen auf der Grundlage eines Wettbewerbsentwurfs denkmal- und naturschutzgerecht saniert werden. Wesentlicher Bestandteil des Projekts ist die Realisierung einer Dependance des NS-Dokumentationszentrums München. Das Lager wurde während des Zweiten Weltkriegs errichtet und diente zwischen 1942 und 1945 der Unterbringung von bis zu 1.000 Zwangsarbeiter* innen verschiedener Nationalitäten, die im nahegelegenen Ausbesserungswerk der Reichsbahn zur Arbeit gezwungen wurden. Das Lager in Neuaubing war eines von mehr als 30.000 Zwangsarbeiterlagern, die während der Zeit des Nationalsozialismus im Deutschen Reich existierten − davon mehr als 400 im Stadtgebiet Münchens. Als einziges noch erhaltenes Lagerensemble dieser Art im süddeutschen Raum steht das gesamte Areal unter Ensembleschutz. Alle Baracken, die bauzeitlichen Zaunreste sowie zwei Kleinbunker sind zudem als Einzeldenkmäler ausgewiesen. Seit 2015 ist das Areal im Eigentum der Stadt München. Aktuell zeichnet sich das Gelände durch seine besondere, seit Jahrzehnten gewachsene soziokulturelle Vielfalt und einen hohen Baumbestand aus. Die Baracken werden von Künstler*innen, Handwerker*innen, einer privaten Kindertagesstätte sowie der Kinder- und Jugendfarm genutzt. Die Aufteilung der Sanierung in zwei Bauabschnitte erfolgte auch deshalb, damit die Künstler*innen und Handwerker*innen während der Bauphase so lange wie möglich die Räume nutzen können. Mit einer Fertigstellung der Sanierung des Gesamtgeländes ist voraussichtlich Ende 2027 zu rechnen. Die zwei Baracken als Dependance des NS-Dokumentationszentrums München sollen Ende 2026 eröffnet werden. Die Mieter*innen, die zum Zeitpunkt des Grundsatzbeschlusses Mietverträge für Werkstätten, Ateliers oder Musikübungsräume auf dem Gelände hatten, können nach der Sanierung wieder zurückkehren. Die Baumaßnahme wird aus mehreren Förderprogrammen kofinanziert, unter anderem durch das Bundesprogramm Nationale Projekte des Städtebaus und das Bund-Länder-Städtebauförderungsprogramm „Sozialer Zusammenhalt“. Kommunalreferentin Jacqueline Charlier: „Eine komplexe und wichtige Aufgabenstellung – nun freuen wir uns über das grüne Licht für einen Ort, der die Erinnerungskultur Münchens bereichern wird. Ich konnte mich erst neulich bei einem Rundgang von der städtebaulichen und historischen Bedeutung des Geländes an der Nahtstelle von Freiham und Neuaubing überzeugen und freue mich auf die Fertigstellung.” Kulturreferent Anton Biebl: „Wir erschließen eine erinnerungskulturelle Lücke. Mir ist wichtig, dass dieser Erinnerungsort die Geschichte der Zwangsarbeit vermittelt, aber auch die verschiedenen kulturellen und sozialen Nutzungen anerkennt, die in den vergangenen Jahrzehnten diesen Ort geprägt haben.“
Bildquelle: SPP Sturm Peter + Partner Architekten + Berat. Ingenieure Architektur/ TRR Landschaftsarchitekten Ritz und Ließmann, Büro Müller-Rieger Ausstellungsgestaltung