Infotag

Samstag, 30.04.2022 / 11:00 - 14:00 Uhr
Stadtteilladen am Westkreuz

Kommen Sie vorbei und erfahren Sie mehr über die Vorteile von insektenfreundlichen Wildblumenwiesen. Unterstützt werden wir hierzu durch eine Expertin vom Landesbund für Vogelschutz e.V.
Gewinnen Sie Blumen und Kräuter für Ihr Zuhause. Kinder dürfen kreativ werden!

 

Infoabend (Online)

Mittwoch, 04.05.2022 / 19:00 - 20:00 Uhr

Bei dieser Online-Veranstaltung informieren wir Sie mit Vorträgen zur Bedeutung der heimischen Artenvielfalt und Wildblumenwiesen, mit anschließender Möglichkeit für Fragen. Wir haben Experten*innen eingeladen, die über ihre Erfahrungen berichten: Dr. Doris Maurer (GWG Ingolstadt) und Rudolf Wittman (GWG Ingolstadt)

> Zugang zur Online-Veranstaltung

 

Persönliche Beratung im Stadtteilladen Westkreuz

Mittwochnachmittags im Mai 2022 / 14:00 - 18:00 Uhr

Die Landschaftsarchitektinnen der MGS beantworten Ihnen gerne alle Fragen rund um das Thema „Mehr Artenvielfalt im privaten Wohnumfeld“ und informieren Sie zu Fördermöglichkeiten.

In Deutschland werden pro Tag 81 Hektar an Flächen versiegelt. In München sind nach Angaben des Referats für Klima- und Umweltschutz bereits 44 Prozent des Stadtgebiets verbaut. Damit ist München die am stärksten versiegelte Stadt in Deutschland. Frau Bös-Günther, wie können wir Stadtbewohner*innen zu mehr Artenvielfalt beitragen?

Das sind starke Zahlen! Umso wichtiger ist es, dass man versucht, den begrenzten privaten Freiraum so gut wie möglich zu nutzen und zwar so, dass er den Bewohnern*innen Freude und Erholung bringt und gleichzeitig Lebensraum und Nahrungsquellen für die heimische Insektenwelt anbietet. 
Man kann zum Beispiel darauf achten, dass im privaten Grün eine gute Mischung an blühenden Stauden, einjährigen Sommerblumen und auch Gehölzen vorhanden ist. Am besten so, dass von Frühjahr bis Sommer immer etwas blüht. Vor allem die heimischen Wildbienen und Schmetterlinge sind auf den Nektar und Pollen angewiesen, besonders in unseren Städten. Je grösser die Vielfalt an angebotenen Blühpflanzen, desto größer auch die Vielfalt an Insekten, denn einige sind richtige Spezialisten. 

Neben dem Nahrungsangebot haben es Insekten auch gerne, wenn man ihnen im Garten Möglichkeiten zum Unterschlupf anbietet. Das können im Herbst und Winter Laub- und Reisighaufen sein oder auch verblühte Blütenstände, die man bis zum Frühjahr stehen lässt.

 

Der Großteil der Münchner*innen hat aber keinen Garten. Viele haben stattdessen einen kleinen Balkon. Lässt sich auf diesem begrenzten Raum auch etwas für mehr Artenvielfalt machen? 

Ja, auch auf einem kleinen Balkon lässt sich etwas machen. Blühende Balkonkästen, Pflanztöpfe und berankte Balkongeländer erfreuen nicht nur unser Auge. Hier bietet sich eine weitere Möglichkeit, aktiv Nahrungsquellen für Insekten bereitzustellen. Das kann auch auf begrenzten Raum gut funktionieren. Prinzipiell geht es auch hier wie im Garten darum, dass man unterschiedliche Pflanzen auswählt, von deren Blüten sich Wildbienen oder Schmetterlinge ernähren können und das möglichst über das gesamte Frühjahr und Sommer. Dies können Stauden sein, die jedes Jahr wiederkommen, ergänzt durch die typischen Sommerblumen-Klassiker. Auch klein bleibende Gehölze oder Beerensträucher eigenen sich sehr gut. Das Angebot in den Gärtnereien ist riesig. Besonders insektenfreundliche Pflanzen werden mittlerweile gekennzeichnet, das hilft bei der Auswahl. Auf einen guten Anteil an heimischen Pflanzen sollte man dennoch achten. Im Herbst noch ein paar Blumenzwiebeln in die Töpfe einpflanzen, dann hat man bereits im Februar die ersten bunten Farbklekse, über die sich auch die ersten Wildbienen freuen.

Gerade hier in Neuaubing und am Westkreuz prägen große Wohnanlagen das Wohnumfeld. Innerhalb der Wohnanlagen gibt es oftmals viele weitläufige, gepflegte Rasenflächen mit gewachsenem Baumbestand. Für Tiere und Insekten müsste dies doch der perfekte Lebensraum sein…

Das stimmt, der Baumbestand ist wirklich beachtlich und ein ganz wichtiges Gut hier im Stadtteil. Als Lebensraum für Vögel und Insekten nicht wegzudenken, haben die Bäume noch die wichtige Eigenschaft, durch ihren Schatten und ihr Verdunstungsvermögen, im Sommer zu einem angenehmeren Mikroklima beizutragen.
Die großen gepflegten Rasenflächen sind schön anzusehen und eignen sich hervorragend zum Spielen, aber hier steckt eigentlich noch so viel mehr Potenzial. Für Insekten sind diese Flächen wenig interessant, denn hier blüht so gut wie nichts und verstecken können sie sich hier auch schlecht. 

Natürlich haben gemähte Rasenflächen ihren Zweck, sie sind tolle Aufenthaltsflächen im Sommer und nicht wegzudenken als Spielflächen für die Kinder. 
Hat man jedoch die Möglichkeit auf Teilbereiche zu verzichten und legt hier zum Beispiel eine artenreiche Wildblumenwiese an, schafft man neuen Lebensraum und gleichzeitig mehr optische Vielfalt im Wohnumfeld und das über viele Jahre.
Das Besondere ist, man hat mit dem Unterhalt einer Wildblumenwiese weniger Aufwand und weniger Kosten. Im Gegensatz zu einem Rasen, den man ab April bis Herbst alle 2-3 Wochen mähen muss, reichen bei einer Wildblumenwiese maximal zwei Mähgänge pro Jahr.

Wenn man eine Grünfläche lange nicht pflegt, dann entsteht doch automatisch eine Wildblumenwiese… 

(lacht)…ganz so einfach ist es nicht. Mähe ich meinen Rasen einfach nicht mehr, dann hätte ich zunächst hauptsächlich lange Grashalme und sicherlich das ein oder andere Gänseblümchen und Löwenzahn, das stimmt. Bis sich von selbst eine artenreiche Wildblumenwiese etabliert, dauert es aber sehr lange. Möchte man schneller ein Ergebnis haben und sichergehen, dass eine „echte“ Wildblumenwiese mit möglichst vielen unterschiedlichen Blumen entsteht, dann sind einige Punkte zu beachten: die Auswahl des richtigen Saatgutes, die fachgerechte Vorbereitung des Bodens sowie der richtige Zeitpunkt der Ansaat und Mahd. Wenn man die Samen einfach auf dem bestehenden Rasen aussähen würde, hätten diese kaum eine Chance aufzugehen. Der über Jahre etablierte Rasen mit seinem dichten Wurzelgeflecht, ist von seiner Zusammensetzung so konzipiert, dass er möglichst robust ist und andere Pflanzen geringe Chance haben, sich hier zu entwickeln. Das heißt, man muss richtig mit Schippe und Spaten rangehen und die Grasnarbe herunternehmen und danach noch den Boden vorbereiten, bevor man das Saatgut aufbringt.
Bei einer artenreichen Wildblumensaatgutmischung ist der Anteil von Wildblumen zu Gräsern mindestens 50:50, wobei eine Vielzahl von unterschiedlichen Wildblumen mit dabei sind (z.B. Kamille, Wiesen-Salbei, Lein, Mohnblume, Schafgarbe, Lichtnelke, etc.) Experten empfehlen, dass man Saatgut verwendet, dass hier in der Region gewonnen wird. 
Steckt man im Herbst noch Frühjahrsblumen-Zwiebeln, wie Krokus, Schneeglöckchen, Narzissen und Tulpen, beginnt die Blütezeit der Wiese schon im Februar.

 

Eine artenreiche Wildblumenwiese lässt sich also auch in großen Wohnanlagen realisieren. Welche Unterstützung bietet die Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung?  

Mit dem Förderprogramm „aktiv.gestalten“, das über das Städtebauförderprogramm „Sozialer Zusammenhalt“ finanziert wird, unterstützen wir generell Aufwertungsmaßnahmen im privaten Wohnumfeld großer Wohnanlagen. Da wir hier in Neuaubing und am Westkreuz besonderes Potenzial sehen, kann die Herstellung artenreicher Wildblumenwiesen (Mindestgröße 500 m²) als sogenannter Einzelbaustein bis zu 50% gefördert werden. Für die großen Wohnanlagen kann das sehr interessant sein. Denken sie an die Rasenflächen, die nicht als Spiel- oder Liegewiesen genutzt werden. 

Besuchen Sie uns an unserem Infotag am 30.04.2022 im Stadtteilladen am Westkreuz oder hören sie unseren Vorträgen speziell zum Thema „Wildblumenwiesen im Wohnumfeld“ am 04.05.2022 zu (der Link zur Online-Veranstaltung finden sie weiter oben). Unsere beiden Referenten*innen werden über ihre wertvollen Erfahrungen berichten und geben Tipps zur Umsetzung.

Eine Entscheidung für eine Wildblumenwiese ist eine Entscheidung für mehr Artenvielfalt.